Na? Wie war der Sommer so ganz ohne Strand und Meer?!
Ganz okay?
Prima. Was habt Ihr denn mit Eurer Familie gemacht? Camping? Auch schön.
Im Wald.
Im Wald?
Ja. Im Wald. Warum fragst du so komisch?
Na, weil ich mir das nicht so richtig vorstellen kann. Was haben zum Beispiel die Tiere gemacht, während Ihr geschlafen habt? Das würde mich ja mal interessieren.
Nichts besonderes, hat Papa gesagt.
Und woher weiß der das?
Neugierig wie ich schon berufsbedingt bin, verstecke ich mich, als es dunkel wird, hinter großen Büschen. Hier habe ich alles prima im Blick. Die Sonne ist untergegangen, das Feuer fast aus, Marshmallows liegen in den Bäuchen der Kinder, alles schläft im Zelt.
Dann bemerke ich es. Um mich herum beginnt der Wald zu leben. Ich schaue in die glühenden Augen von Füchsen, Bibern, Fledermäusen, Dachsen, einem Hirsch und anderem Getier. Sie alle verstecken sich hinter Bäumen und Büschen, so wie ich und haben ganz sicher seit Stunden die Menschen beobachtet. Ich wage nicht zu atmen und glaube nicht, was ich sehe.
Der Hirsch tanzt einen gewagten Tanz. Auf seinem Geweih verteilt, sehe ich einen BH, eine kleine Unterhose, eine kleine Tasche, einen Socken und was die Menschen sonst noch so alles nicht weggeräumt haben. Sie spielen mit wirklich allem, was sie in ihre Pfoten bekommen und richten ein Chaos an, das sich im wahrsten Sinne gewaschen hat.
Ich beobachte einen Stachelschwein-Tanz mit Kamm und Badebürste, der viel Applaus bekommt. Die Biber verbauen sämtliche Buntstifte der Kinder zu einem Gebilde, das mir nichts sagt.
So geht das die ganze Nacht. Mit dem ersten Sonnenstrahl ist der Spuk vorbei.
Die Kinder schauen aus dem Zelt, reiben sich die Augen und fragen sich ernsthaft, ob der Vater wirklich nicht weiß, dass die Tiere nachts Party machen?!
Also, beim nächsten Camping-Urlaub im Wald: Versteckt Euch hinter einem großen Busch und Ihr werdet Dinge sehen, von denen Ihr bisher nichts geahnt habt.
Bremen, 3. Oktober 2020