Was für ein wunderschönes Bilderbuch!
Da sitzt ein kleiner blauer Vogel mutterseelenallein auf dem untersten Ast eines großen Baumes. Die Sonne scheint. Die Luft ist schön warm. Alle seine gefiederten Freunde haben eine Menge Spaß bei diesem Wetter. Sie fliegen hoch in den Himmel Richtung Sonne. Jeder singt so laut und so schön, wie er es vermag.
Vermisst jemand den kleinen blauen Vogel?
Nein.
Warum nicht?
Weil man mit dem nichts vernünftiges mehr anfangen kann, seit er ständig unten im Baum hockt. Langweiler.
Der kleine blaue Vogel fühlt sich verlassen, nicht geliebt, traurig. Singen? Hat er verlernt. Fliegen? Hat er schon lange nicht mehr versucht. Mit den anderen das schöne Wetter genießen? Dazu fehlt ihm mittlerweile der Mut und die Kraft. Viel zu lange sitzt er schon verborgen auf dem untersten Ast des großen Baumes.
Doch dann geschieht etwas magisches.
Ein kleiner gelber Vogel flattert eines Tages in den Wald. Schaut man genau hin, kann man diesen glitzernden goldenen Sternenschwarm erkennen, der ihn beim Fliegen umgibt.
Dieser kleine gelbe Vogel weiß genau, wen er gesucht hat, setzt sich auf einen der Äste des großen Baumes und ruft nach dem kleinen blauen Vogel. Der ist so voller Traurigkeit, dass er ihn überhaupt nicht wahrnimmt.
Aber der kleine gelbe Vogel gibt nicht auf. Jeden Tag hüpft ein paar Äste tiefer und nähert sich so dem kleinen blauen Vogel. Dabei summt er eine magische Melodie, die der kleine blaue Vogel zuerst nicht wahrnimmt. Aber dann!
Irgendwann sitzen sie nebeneinander auf dem untersten Ast.
Damit beginnt die Veränderung des kleinen blauen Vogels, der irgendwann sogar versucht, wieder zu singen. Und das klappt sogar. Schließlich singen sie zu zweit und hüpfen immer weiter nach oben. Der kleine blaue Vogel wird immer mutiger. Und so geschieht es, dass er plötzlich seine Flügel ausbreitet und mit seinem neuen Freund hoch in den Himmel fliegt.
Was genau ist da passiert?
Das ist passiert: Ein kleiner gelber Vogel hat die Kraft, den kleinen blauen Vogel aus seiner großen Traurigkeit herauszuhelfen. Dazu braucht er lediglich zwei Dinge: Hoffnung und Warmherzigkeit. Das klappt übrigens auch bei Menschenkindern.
Ein wirklich wunderschönes Bilderbuch!
Bremen, 5. Juli 2020