In dem Moment, in dem die Grünzwillinge Gabriel und Angelika in die Geschichte des Wilden Volkes eingreifen, ist es höchste Zeit. Schon lange haben sie auf den Augenblick gewartet. Und sie sind gut vorbereitet.
Die jungen Schwarzschwanz-Hasen Myrthe und Malve sind zu stattlichen Junghasen herangewachsen. Wusstet Ihr, dass Hasen über, unter, durch und um eine Mauer herum kommen können? Wenn sie also eine Mauer überwinden können, können sie einfach alles erreichen. Doch vorher müssen die beiden mutterlosen Tiere noch lernen, die Menschen zu verstehen. Denn schließlich sind sie auf ihrer Mission auf die Hilfe von zwei Menschenkindern angewiesen.
Das eine Menschenkind ist Comfrey, ein wildes, wissbegieriges 12-jähriges Mädchen aus dem Hinterland. Comfrey hat vor zwei Monaten zum ersten Mal in ihrem Leben jemanden vom Wilden Volk gesehen. Ein Luchs-Mädchen, mit einer Krone aus schwarz-getupften Ammerfedern und einer Kette aus Knochen. Seitdem denkt sie an nichts anderes mehr.
Neugierig streift sie immer öfter in der Nähe des Sumpfgebiets umher, um vielleicht doch noch einen Blick auf das Wilde Volk zu erhaschen. Deshalb bittet sie ihre Mutter Maxime, dass sie allein in diesem Jahr die Gaben an den Opferplatz gleich hinter dem Ortsrand bringen darf. Maxime ist immer etwas ängstlich. Ähnelt ihre Tochter doch zu sehr dem Vater Doorn, der vor acht Jahren spurlos verschwunden ist. Auch er war ein freiheitsliebender Mensch, der keine Grenzen anerkennen wollte.
An diesem 1. Februar, als sich Comfrey auf den Weg macht, werden ihr viele ungwöhnliche Lebewesen begegnen. Aber das ungewöhnlichste Wesen wird an diesem Tag sicherlich Myrthe sein, die sprechende Junghäsin. Die Grünzwillinge haben Myrthe losgeschickt umd Comfrey auf ihrem Weg zu begleiten, denn es wird ein gefährlicher Weg. Aber das ahnt das junge Mädchen noch lange nicht.
Zur gleichen Zeit lernt Tin Myrthes Bruder Malve kennen. Aber halt – zunächst sollte ich Euch Tin einmal vorstellen. Der Junge mit den wilden Locken ist ein Waisenkind. Er lebt bei den Mönchen, innerhalb der Stadtmauer und er ist ein ziemlich genialer Junge. Ganz im Verborgenen hat er eine Maschine gebaut, mit der er sich fortbewegen kann. Sie sieht aus wie eine Spinne. Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Menschen innerhalb der Stadtmauern keine Tiere kennen, denn kein noch so klitzekleines Lebewesen hält sich dort auf. Als Tin eines Tages die Einsiedlerspinne im Schrank entdeckt, entsteht in seinem Kopf ein Plan. Mit einer Maschine, so gebaut wie dieses kleine Tier sollte es ihm gelingen, die Stadtmauer zu überwinden.
Und tatsächlich, die Maschine erwacht zum Leben. Genial! Was aber noch viel genialer ist, Die Einsiedlerspinne leuchtet in puren Gold. Genau in dem Sternengold, welches die Möchne um jeden Preis haben wollen. Die Brüder dürfen auf keinem Fall von seiner Erfindung erfahren. Am besten, er verschwindet. Seinen Freund Sebastian will er unbedingt mitnehmen.
Auf dem Weg über den Klosterhof jedoch geschieht ihm etwas sehr Merkwürdiges. Durch den Regenschleier erkennt er am Himmel eine Eule, die scheinbar einen Hasen im Schnabel trägt. Diesen lässt sie doch ausgerechnet da fallen, wo Tin gerade geht und dann fängt dieser tropfnasse Hase, mit dem kleinen schwarzen Schwanz auch noch an mit ihm zu schimpfen. Das er ihn nicht aufgefangen hat und das er nicht sprechen könnte, wo doch die Grünzwillinge keinen Zweifel daran gelassen hätten, dass er Hilfe brauchen würde.
Auf einmal muss alles ganz schnell gehen, denn die Mönche haben von Tins Erfindung erfahren. Gemeinsam mit Malve, Seb und seiner Spinnenmaschine verlässt er nach einer abenteuerlichen Flucht das Kloster.
Comfrey und Tin sind innerhalb kürzester Zeit auf fremdem Gebiet unterwegs. Aber sie sind ja nicht allein. Zusammen mit Malve und Myrthe schlagen sie sich durch.
Irgendwann werden sie aufeinander treffen. Zu viert erfahren sie, dass ihre Welt in großer Gefahr ist. Es geht um das Sternengold, um Macht, um das Überleben der verschiedenen Völker, die Kojoten, die Korb-Hexen und die Schwarzschwanz-Hasen. Sie werden die alten Geschichten erfahren, die man sich schon vor langer Zeit am Lagerfeuer erzählt hat und sie werden gemeinsam mit den kleinsten Tieren, den Ameisen und Mutter Hirsch auf eine abenteuerliche Reise gehen um diese Welt zu retten.
Eine wundervolle Geschichte voller Magie und Herzenswärme.
Bremen, 9. Dezember 2019