Drei Generationen, am selben Ort, zur selben Zeit: Ferngespräch ist eine Geschichte, die vom Altwerden, von Einsamkeit und Fremdsein erzählt.
Es ist Sommer, und während die Temperaturen draußen Rekordwerte erreichen, nimmt der Alltag in einem Seniorenzentrum einer deutschen Kleinstadt seinen gewohnten Lauf. Da ist die frisch verwitwete alte Dame, die sich mit ihrer Lebenssituation nicht abfinden kann, eine Pflegerin, deren Mutter auf den Philippinen im Sterben liegt, während sie weiterhin ihrer Arbeit nachgeht. Und da ist ihre kleine Tochter, die sie während der Sommerferien mit zur Arbeit nehmen muss, während alle anderen Kinder in den Urlaub fahren können.
Sheree Domingo, die Autorin, schreibt zum Buch: „Die Philippinen sind ein Land der Auswanderer. Die Überweisungen derer, die isoliert von ihrer Familie im Ausland arbeiten und Geld in die Heimat schicken, machen ungefähr zehn Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes aus und sind ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Mehr als die Hälfte aller Philippinischen Migranten sind Frauen. Das muss aus feministischer Perspektive betrachtet werden, denn diese Frauen werden häufiger Opfer von Ausbeutung, sexuellem Missbrauch und physischer Gewalt.
Sie arbeiten vor allem als Krankenpflegerinnen, Nannys oder Haushälterinnen. Der hierzulande herrschende chronische Pflegenotstand und der demografische Wandel begünstigen die Rekrutierung von Pflegerinnen aus dem Ausland. Während in der Schweiz viele ausländische Pflegerinnen aus Deutschland stammen, kommen die meisten ausländischen Pflegerinnen in Deutschland aus Osteuropa, den Balkan-Ländern oder von den Philippinen.
Diese Entwicklung wirkt sich natürlich auch auf philippinische Familien aus, denn meistens arbeitet mindestens ein Familienmitglied im Ausland. Daran zerbrechen Familien oft.
Ich habe zufällig das Glück, in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein. Mein Vater ist Deutscher und meine Eltern mussten mich nicht zurücklassen. Es ist ein Luxus, der den reichen Industrieländern vorbehalten zu sein scheint, zusammen mit seiner Familie aufwachsen zu können.
Ich widme dieses Buch meiner Mutter, die wie viele ihrer Geschwister die schmerzliche räumliche Trennung von der Familie auf sich genommen hat, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich widme dieses Buch außerdem meiner Großmutter auf den Philippinen, die ich nie richtig kennenlernen konnte.“
Macht Sinn, mal darüber nachzudenken, oder?!
Bremen, 18. August 2019