Zwei neunte Klassen fahren ins Landschulheim. Dort wartet eine „Überraschung“ auf sie, sagt einer der Lehrer. Diese Überraschung, stellt sich heraus, ist ein politisches Experiment. Thema: Demokratie.
Als Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wurde, war vielen Lehrern klar, das sie die Grundzüge der Demokratie den SchülerInnen wieder näherbringen müssen. Das Experiment soll dabei helfen. Aber wird es funktionieren?
Jedenfalls soll das Experiment wie folgt ablaufen: Es gibt einen Zeitplan. Innerhalb dieses Zeitplanes sollen die SchülerInnen zwei Parteien gründen. Eine Rote für die Republikaner und eine Blaue für die Demokraten. Jede Partei soll jeweils einen Kandidaten aufstellen, der sich in der Schlussrunde dann ums Präsidentenamt bewirbt. In geheimer Wahl soll er oder sie zum Präsidenten oder der Präsidentin gewählt werden. Die Lehrer bleiben dabei Beobachter, greifen nicht ein, wollen sehen, ob ihre SchülerInnen reif für ein derartiges Experiment sind. Rote und blaue Bänder sind zu verteilen.
Schnell kristallisiert sich eine Person heraus, die das ganze Experiment an sich zu reißen scheint. Max. Sein Vater ist Berufspolitiker in einer Partei am rechten Rand der Demokratie. Max ist sehr selbstbewusst, hat einen ausgeprägten Machtinstinkt und will dieses Präsidentenamt. Und zwar um jeden Preis: Statt Schutz der Minderheit, geheimer Wahl und Gewaltenteilung regieren ziemlich schnell Fake News und Manipulation den schulischen Wahlkampf. Bedeutet: Es wird gelogen, gemobbt, manipuliert, bis hin zu unterlassener Hilfeleistung bei einer Nachtwanderung.
Max will so sein wie Donald Trump. Das ist sein großes Vorbild. An dessen Wahlkampf orientiert sich Max. Der Rest schaut scheinbar wehrlos zu, wie er auf diese Weise immer mehr SchülerInnen auf seine Seite zieht und die Wahl uneinholbar zu gewinnen scheint. Dabei unterstützt ihn Jakob, der mit Max befreundet ist, weil der selbstbewusster ist als er selbst und mutiger in Entscheidungen. Max erkennt das und manipuliert ihn für seine Zwecke, weil er weiß, dass Jakob für Widerspruch zu ängstlich ist.
Und Atef, der an Max‘ Lippen hängt wie eine Klette und ihm ohne Fragen zu stellen, „ergeben“ ist, gehört ebenfalls zum Wahlkampfteam.
Wer sich an den Wahlkampf von Donald Trump erinnert, dem wird beim Lesen sicher ähnlich übel, wie mir. Die Geschichte zeigt allerdings auch, dass es Politiker wie Trump sind, die all ihre Macht missbräuchlich dazu nutzen, um unsere Demokratie zu zerstören. Damit das nicht passiert, braucht es eine starke Jugend.
Und – es bleibt zu hoffen, dass derartige Politiker sich niemals länger als vorgesehen an der Macht halten können und entstandener Schaden reparierbar ist. Es sei denn, ein Volk hat den Mut und entscheidet sich vorzeitig gegen diese aktuelle Politiker-Elite.
Sollte im Politik-Unterricht in der Schule in diesen Zeiten Standard sein.
Bremen, 18. August 2019