John Boyne hat nach „Der Junge im gestreiften Pyjama“ diesen Jugendroman zwar schon 2017 geschrieben, aber in Anbetracht der politischen Situation in vielen Teilen der Welt halte ich es für wichtig, nochmals darauf aufmerksam zu machen.
Er ist hochaktuell.
Wir erfahren die Geschichte von Pierrot, der mit seiner Mutter allein in Paris aufwächst. Der Vater hat die Familie verlassen, gebrochen von der Erinnerung an die Gräueltaten des Ersten Weltkrieges.
Als auch noch seine Mutter stirbt, würde Pierrot am liebsten bei seinem besten Freund Anshel Bronstein leben. Doch es ist das Jahr 1936 und Anshel ist Jude. Bei ihm wäre Pierrot nicht sicher.
Also zieht er zu seiner Tante, die Angestellt auf einem reichen Anwesen in Deutschland ist. Der Hausherr hat sich freundlicherweise bereit erklärt, auch ihren Neffen aufzunehmen. Doch der Hausherr ist nicht irgendjemand. Es ist Adolf Hitler. Und das Anwesen ist nicht die Villa eines reichen Fabrikanten, sondern der Berghof, Hitlers Sommerresidenz.
Pierrot gerät sehr schnell unter den direkten Einfluss des charismatischen Führers. Um ihm seine Treue zu beweisen, ist er zu allem bereit – auch zum Verrat.
Auch in diesen Tagen rufen Menschen in Teilen der Welt wieder nach einem starken Führer oder glauben, ihn bereits zu haben.
Sie rufen nach der Einschränkung von Persönlichkeitsrechten und Pressefreiheit, nach der Schließung von Grenzen, nach der Ausweisung von Menschen, die vor Krieg geflohen sind und bei uns Schutz suchen, nach allem, was die Freiheit jedes Einzelnen in Frage stellt. Und im Fernsehen müssen wir Menschen zusehen, die grölend mit brennenden Fackeln durch Städte marschieren.
Mich persönlich beunruhigt das sehr und ich mache mir große Sorgen um die Zukunft der jungen Leute, die in diesen Zeiten heranwachsen.
Ich lege Euch dieses Buch von John Boyne ans Herz.
Bremen, 4. Mai 2019