Ist es so ungewöhnlich, dass Krokodile relativ komfortabel im 87. Stock eines Hochhauses leben, völlig unbemerkt von den anderen Mietern?
Hast Du Dich auch schon gewundert, warum sich die meisten Katzen auf den Suchzetteln in unserer Stadt irgendwie ähnlich sehen?
Was passiert, wenn unsere Flüsse so stark verdrecken, dass wir die Fische am Himmel angeln müssen?
Erstaunt es uns, dass uns die Bären vor dem obersten Gerichtshof anklagen und in allen Punkten recht bekommen?
„Die Tiere der Welt existieren aus eigenen Gründen“ sagt Alice Walker. Krokodile auch. Sie leben im 87. Stock. Und zwar sehr angenehm. Viel filtriertes Wasser, Schlamm, Sumpfgras, Klimakontrolle. Zweimal die Woche wird Frischfleisch angeliefert. Große, lange Wände, durchgehendes Gras, an dem entlang sie den ganzen Tag der Sonne folgen können, die langsam von Ost nach West kriecht: Ein luxuriöses Reptiliensonnen wie dieses wäre im Erdgeschoss nicht möglich.
„Meine Geschichten und Bilder führen ins Innere der Stadt, decken ihre Geheimnisse auf und zeigen uns, wie ahnungslos wir mit den Tieren um uns herum umgehen. Mal erleben wir, wie die Liebe zu Tieren unsere eigene Spiritualität lebendig hält, mal erfahren wir aber auch, wie wir uns durch den Mangel an Respekt den Tieren gegenüber erniedrigen.
Ich möchte die Leser mit Ideen konfrontieren, die noch ungeklärt und unfertig sind, die sie aber herausfordern sollen.“ Sagt Shaun Tan, der mit unzähligen renommierten Preisen für seine Arbeiten ausgezeichnet wird, der in Australien geboren wurde und mit seiner Familie heute in Melbourne lebt.
Der Übersetzer Eike Schönfeld ist ebenfalls „hoch dekoriert“. Er lebt in Paris. Seit mehr als 30 Jahren übersetzt er die Werke angesehener Autoren aus dem Englischen (Charles Darwin, Henry Fielding, J.D. Salinger und Oscar Wilde).
Shaun Tan und Eike Schönfeld geben uns die Herausforderung einer großen Fantasie an die Hand, der man unbedingt folgen sollte.
Bremen, 28. November 2018