Niemand wusste so genau, wo die dunkle Gräfin auf einmal hergekommen war. Das heißt, fast niemand.
Roderich, der Zwerg und Vorleser des Kaisers hat an diesem Tag ein besonders wertvolles Buch verloren. Er hat es sich auf dem Brunnenrand gemütlich gemacht, um noch einmal in aller Ruhe die Geschichte zu lesen, die er dem Kaiser am Abend vortragen will, als ihm das Buch aus den Händen gleitet. Bestürzt blickt er in die Tiefe. Unmöglich für ihn, das Buch dort wieder herauf zu bekommen.
Da steht auf einmal ein Fräulein vor ihm. Sie weiß gleich Rat. Gemeinsam gelingt es den beiden, das Buch aus dem Brunnen zu holen. Roderich steht tief in ihrer Schuld. Ohne das Buch hätte er dem Kaiser nicht unter die Augen kommen dürfen.
Das Fräulein hat nur eine Bitte: „Lass mich an deiner Stelle dem Kaiser vorlesen“.
Auch wenn ihm das Fräulein, das ganz in schwarz gekleidet etwas unheimlich erscheint, hält Roderich Wort. Sie darf zum Kaiser.
Der ist alsbald so von ihr geblendet, dass er Roderich verbannt und an seine Stelle die dunkle Gräfin setzt. Abend für Abend liest sie ihm vor, denn der Kaiser braucht Trost. Seine Frau ist erst vor wenigen Wochen verstorben und er muss seine Söhne Aurel und Laurus alleine groß ziehen.
Nach und nach gewinnt die dunkle Gräfin immer mehr Macht am Hof des Kaisers. Einzig Laurus ist misstrauisch. Doch das wird ihm zum Verhängnis.
In einer Nacht läuft er der dunklen Gräfin in die Falle. Beim tiefen Sturz von einem Fenstersims in den Burggraben verliert er das Bewusstsein und sämtliche Erinnerung an den Unfall.
Was keiner ahnt. Die dunkle Gräfin verfolgt ein ganz bestimmtes Ziel und dabei ist ihr jedes Mittel recht.
Einzig eine uralte Prophezeiung kann dem Land Samarnas, dem Kaiser, seinen Söhnen, ja dem ganzen Volk noch helfen. Und tatsächlich wird an einem kalten Tag, zu Beginn eines neuen Jahres ein kleines Mädchen gefunden. Die Aufgabe wird es sein, das Kind zu behüten und die dunklen Mächte die ihm nach dem Leben trachten zu bekämpfen.
Dieses Buch ist ein wirklicher kleiner Märchenschatz mit wundervollen Bildern. Ich lege es Euch sehr ans Herz.
Bremen, 23. November 2018