Tinka ist sechs, geht in die erste Klasse und weiß schon die Namen von ganz vielen Sachen. Davon könnt Ihr Euch überzeugen. Und sie liest gerne. Denn in Büchern kann man noch sehr viel mehr Namen für Sachen lernen.
Sie lernt, dass Namen auch Wörter sind. Und die lernt sie zu schreiben. Tinka will wissen, wie man Wörter vor ganz langer Zeit geschrieben hat. Ihre Eltern erklären es ihr.
Als es noch Burgen und Schlösser gab und die dazugehörigen blaublütigen Bewohner, hat man noch alles mit der Hand geschrieben erfährt Tinka. Kugelschreiber oder Füller kannte man nicht. Erst recht nicht Computer und all den technischen Kram, den man heute so nutzt. Man schrieb mit einer Gänsefeder, die man in ein kleines Tintenfass getaucht hat. Tinka ist tief beeindruckt.
Ihr habt sicher schon mal Eure Hand flach auf ein Blatt Papier gelegt und nachgezeichnet, also die Umrisse Eurer Hand. Genau das hat Tinka auch gerade vor. Nur, dass sie sich auf eine Doppelseite der Zeitung legt und ihre Mutter bittet, ihre Umrisse zu malen. Sieht ein wenig nach ihr aus. Hat aber weder ihre Augen mit Brille noch Ohren noch einen Mund. Tinka weiß, was zu tun ist und staunt nicht schlecht.
Ihre Doppelgängerin ist super geworden und trägt ein Kleid voll mit ganz vielen Geschichten. Damit lässt es sich prima spielen.
Sie zeigt ihrer neuen Freundin ihr Zimmer, erzählt ihr Geschichten. Nimmt sie mit nach draußen. Es wird ein unvergleichlich schöner Tag für beide. Jetzt muss sie sich die Hände waschen, weil sie voller Druckerschwärze sind, sagt ihr Vater. Abendbrot geht nur mit sauberen Händen.
Komischerweise will außer Tinka niemand etwas von dem Kind mit dem Kleid voller Geschichten wissen, weil es weder echt ist und außerdem nur eine Zeitung. Nur! Für Tinka ist es viel mehr. Und sie überlegt, wie sie ihre Freundin und deren Geschichten retten kann.
Tinka ist sechs, geht in die erste Klasse und weiß sehr genau, was zu tun ist. Sie weiß: Ein Buch ist wie ein Freund. Es erzählt dir die schönsten Geschichten.
Ein wunderschönes und warmherziges Buch über die Magie der Wörter.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Ingrid Mennen hat die Autorin Irene Berg ihr zweites Bilderbuch „Ein Kleid voller Geschichten“ geschaffen. Irene Berg ist in Kapstadt (Südafrika) geboren und aufgewachsen. Von Mannheim aus arbeitet sie als freischaffende Illustratorin und lehrt Musik, ihre Mutter lebt und arbeitet in Kapstadt.
Bremen, 9. September 2018