Gibt es Feen? Sicher. Leben sie mit uns? Irgendwie? Ja. Ganz bestimmt.

Fridis Mama ist etwas Besonderes. Das ist Fridi klar. Jedenfalls verhält Mama sich öfter mal irgendwie besonders. Manchmal liegt ihre Mama mittags noch im Nachthemd auf dem Sofa, wenn Fridi aus der Schule kommt. Irgendwie irritiert Fridi das, sie kann es sich aber nicht erklären, weil sie noch zu klein ist, es zu verstehen. Denn zwischendurch ist Mama ganz bei sich, zeigt ihr eines ihrer Lieblingsbilder und erklärt ihr, dass sie das Rauschen der Erde wahrnehmen kann.

An einem anderen Tag spielt sie ihrer kleinen Tochter auf der Querflöte schöne Musik vor und alles scheint normal.

Aber immer öfter kann Mama ihre Flötenschüler nicht unterrichten, schickt sie weg. Dann kommt sie ganz lange nicht aus ihrem Zimmer, was Fridi immer mehr verunsichert. Vor allem deshalb, weil alle sagen, Fridis Mama sei verrückt. Valerie aus der Schule ist die Schlimmste. Sie hat überall herum erzählt, dass Fridis Mama in eine Anstalt gehört.

Irgendwann ist Fridi auf ihre Mama so ärgerlich, dass sie ihr böse Dinge sagt.

Das ist der Augenblick, in dem Fridis Papa ein Geheimnis lüften muss, das nur er kennt. Mama, sagt Papa, ist eine Fee. Das ist der Grund, warum sie Dinge wahrnimmt, die du oder ich nicht wahrnehmen können.

Fridi glaubt das nicht. Papa beruhigt sie: „Mama ist eine Fee in der Welt der Menschen!“ sagt er. „Und woher weißt du das?“ „Sie hat sich mir zu erkennen gegeben,“ flüstert er seiner kleinen Tochter ins Ohr.
Das alles hilft Fridi nicht. Sie will ihre Mama zurück und nicht irgendeine Fee oder jemand, der sich in ein Zimmer verkriecht und nicht spricht.

Eines Tages sagt Papa, dass Mama von Zeit zu Zeit in die Welt der Feen reisen muss, um sich zu erholen. Das sei genau jetzt. Bevor die Fee auf ihre Reise geht, spielt sie auf ihrer Querflöte für Fridi ganz wunderbare Musik. Während Mama spielt, verzaubert sie mit ihrer Musik alles um sie herum und plötzlich hat Fridi verstanden.

Nach Mamas Abreise stellt Fridi ihrem Papa die Frage, ob Mama wohl die Welt der Feen wieder verlässt, um zu ihnen zurück zu kehren – und sie erkennt die Antwort: „Eine Fee gehört für immer zu den Menschen, denen sie sich zu erkennen gibt,“ sagt ihr Vater.

Bremen, 28. August 2018