„Ich habe den Krieg satt. Nur wer nie einen Schuss abgefeuert oder die Schreie und das Stöhnen der Verwundeten gehört hat, schreit nach Blut, nach Rache, nach Verwüstung. Krieg ist die Hölle.“
Das sind Worte von William Sherman (1820 – 1891) Und damit wäre auch für Jake alles gesagt. Aber nicht sofort. Erst viele Erkenntnisse später. Denn Jake kommt als Held zurück und wird mit all dem Trara begrüßt, das Helden vermeintlich zuzuordnen ist. Er ist schwer verwundet. Aber er lebt. Als es ihm besser geht, reicht man ihn von Veranstaltung zu Veranstaltung.
Zum Beispiel an Schulen. „Sie fragen: Also, wie ist es im Krieg?“ Was ich nicht sagen kann: Wenn du erst mal da bist, dauert es nicht lange, bis dir klar wird, dass Krieg nicht das ist, was du dir darunter vorstellst. Bis du dir sehnlichst wünschst, du wärst nie hergekommen. Bis du nachts zitternd vor Angst im Bett liegst und ganz kurz davor bist, laut nach deiner Mama zu rufen. Vielleicht bist zu einer von denen, die irgendwann zusammenbrechen. Oder durchdrehen. Oder nach Hause geschickt werden. Warum? Weil du schreckliche Dinge sehen wirst. Ein paar von euch werden sich wünschen, sie hätten Sport gewählt und nicht diesen Kurs hier. Es ist hart, höre ich mich sagen. Es ist Krieg. Das kann ganz schön beängstigend sein. Aber irgendwer muss es machen.
Alle in Jakes Familie waren irgendwas Hohes beim Militär. Ach nein. Nicht Dad. Das wirft ihm sein Großvater bis heute vor. Aber Großvater möchte nicht Großvater sein, sondern General. Der er beim Militär war. Alles zackig. Alle gehorchen. Alle halten sich an die Regeln. Beim Militär. Und in der Familie.
Und hier ist die Wirklichkeit: Die Liebe zu seiner langjährigen Freundin Aurora zerbricht. Aus unterschiedlichen Gründen. Brad, sein bester Kumpel, hat es nicht nach Hause geschafft. Dafür fühlt Jake sich verantwortlich. Und seine Frau Alyssa macht ihn dafür verantwortlich, bis sie ihm irgendwann endlich einen Brief überlässt, der ihm das letzte Teil des Puzzles zeigt.
Dann ist da noch Brandi, die ein bisschen schräg ist, die mit ihm sprechen will. Die sich engagiert, eine Story will. Über die Sinnlosigkeit dieser Kriege, mit denen Amerika immer wieder zu tun hat.
All diese Puzzleteile führen schließlich zu Jakes Erkenntnis, dass er nach seiner vollständigen Genesung nicht wieder in den Krieg will. Lieber erzählt er Schülern, die kurz davor sind, das richtige Alter für die Werber der Army zu haben, vom Krieg. Schnörkellos, schonungslos. Die Wahrheit halt. Ohne etwas zu verheimlichen. Er will sie stark machen, damit sie all den Lügen vom sauberen Krieg und Heldentum nicht auf den Leim gehen.
Keiner kann solche Themen besser als Morton Rhue!
Bremen, 15. April 2018