Die Vorlage für Mirjam Presslers Buch, das 2009 erschien und gerade als Sonderausgabe erneut zu haben ist, war Lessings Drama „Nathan der Weise“, das er 1779 geschrieben hat.
Was die Nachrichten uns täglich zeigen, stärkt die Erkenntnis, dass ein Buch wie dieses zum Thema Toleranz niemals zuvor aktueller und wichtiger gewesen ist, als heute. Und wir werden verstehen, dass Toleranz nicht durch Kriege entsteht, weil Menschen Kriege aus Dummheit und Arroganz führen.
Toleranz entsteht nicht dadurch, dass man Andersgläubige krankenhausreif prügelt, weil man nichts über deren Kultur weiß und sich vor ihnen fürchtet.
Toleranz entsteht nicht dadurch, dass man Flüchtlingsunterkünfte anzündet oder mutigen Leuten ihr Eigentum anzündet, die sich gegen den braunen Terror meiner ElternGeneration stellen.
Nathan der Weise hat schon in Lessings Drama 1779 dem Herrscher Saladin zu erklären versucht, dass Toleranz nur dann entsteht, wenn sich die Menschen endlich erheben und die wahre Bedeutung ihres Glaubensbekenntnisses ausleben dürfen. Dass sie nur dann entstehen kann, wenn Juden, Muslime und Christen gemeinsam am „Tisch der Brüderlichkeit“ sitzen werden.
Das Wort Toleranz hat sich schon so stark abgenutzt, dass man seine wahre Bedeutung fast nicht mehr erkennen kann.
Nathans Wunsch, von Lessing aufgeschrieben, wird so lange ein Traum bleiben, bis die Vernunft der Menschen über Dummheit und Missgunst gesiegt haben. Machen wir uns nichts vor. Die Wirklichkeit ist eine andere. Das vermitteln uns die Nachrichten Tag für Tag. Und ich befürchte, Nathan wird Recht behalten. Es sei denn, die Vernünftigen erheben ihre Stimme!
Dieses Buch gehört an jede Schule!
Bremen, 17. August 2015