Stell Dir vor, es ist windig, Du bist ein Schafbock und stehst auf einem kleinen Hügel. Der Rest der Schafherde grast weiter unten.
Dann bemerkst Du es. Falsch. Eigentlich bemerkst Du sie, die kleine blaue Krone. Da hat der Wind dir doch tatsächlich dieses Ding vor die Füße geweht. Dir. Einem Schafbock. Vorsichtig schaust Du Dich um, ob das außer Dir noch eines der Schafe bemerkt hat, dann nimmst Du die blaue Krone, setzt sie auf Deinen Schafbockkopf und fühlst dich gleich besser. Wieder falsch. Du fühlst dich wie König Ludwig I. König der Schafe.
Nicht, dass das den Rest der Herde irgendwie interessieren würde.
Aber Du würdest ihre Aufmerksamkeit schon bekommen. Das hast Du Dir ganz fest vorgenommen.
Also besorgst Du Dir ein Zepter, einen Thron und ein ordentliches Königsbett, hältst ab und zu eine Rede an Dein Volk, das dieses kauend zur Kenntnis nimmt. Wenn Du genug hast vom Regieren, gehst Du mit ein paar Auserwählten auf die Großwildjagd, lustwandelst in Deinen Gärten, empfängst die Wichtigen der Tierwelt und lässt dein Volk dazu im Gleichschritt marschieren. Prima. Das gefällt Dir.
Doch dann machst Du einen schweren Fehler, denn Du glaubst, als König kannst Du Dir alles erlauben. Du sortierst dein Volk aus. In die, die sich in deiner Nähe aufhalten dürfen und in die, die Du in die Verbannung schickst. Weit weg.
Glaub ja nicht, Du eingebildeter Schafbock, dass das alles ungestraft bleibt. Du wirst schon sehen.
Bremen, 17. August 2015