Da schafft es Henriette – als nicht mehr ganz so junge und knackige Hühnerdame endlich noch einmal, das beste, schönste, größte Ei ihres ereignisreichen Hühnerlebens zu legen – bevor sie zu Hühnerfrikassee wird. Sie macht ordentlich Lärm, damit auch niemand auf die Idee kommt, dieses Ereignis nicht entsprechend zu würdigen, dann passiert das Unaussprechliche!! Das Ei ist weg!
Ach du lieber Hühnerschnabel! Was jetzt?! Fest steht, dass Eier nach dem Legen nicht von selbst verschwinden. Da muss jemand nachgeholfen haben.
Hier gilt es, einen Diebstahl ganz besonderer Schwere aufzuklären. Selbstverständlich hilft der Rest der Hühnerdamen bei der Suche. Selbst der Hahn. Gnädigerweise.
Aber bei welchem Tier des Hofes sie suchen, egal, wer sich von den Hühnern beschimpfen lassen oder sich Unterstellungen gefallen lassen muss – das Ei bleibt verschwunden. Ratlosigkeit macht sich breit. Henriette ist untröstlich.
Aber ausgerechnet das Schaf, dem man nicht die allergrößte Intelligenz nachsagt, kann helfen. Das Schaf hat gesehen, wie ein kleines, sehr kleines Tier durch ein Loch im Hühnerstall geschlüpft ist und dabei so etwas komisches Weißes vor sich her gerollt hat.
Bremen, 3. März 2015